EU-Projekt entwickelt intelligenten Körperscanner zur Früherkennung
Wissenschaftler der Leibniz Universität Hannover (LUH) forschen im internationalen Projekt iToBoS daran, die Sterberate beim Hautkrebs durch Diagnose im frühesten Stadium zu senken. Sie arbeiten an der erstmaligen Verknüpfung von Bildgebung mit allen relevanten individuellen Patienteninformationen. Auch das MPNE ist bei dem Projekt dabei.
Die Europäische Union fördert das interdisziplinäre Projekt iToBoS, an dem auch das Melanoma Patient Network Europe beteiligt ist, mit insgesamt zwölf Millionen Euro in den nächsten vier Jahren im Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020.
Intelligenter Körperscanner zur Melanom-Früherkennung
Das Akronym iToBoS steht für „Intelligent Total Body Scanner for Early Detection of Melanoma“, übersetzt „Intelligenter Körperscanner zur Melanom-Früherkennung“. Und genau so einen mit künstlicher Intelligenz arbeitenden Hautkrebsscanner entwickelt das Team von iToBoS.
Die Idee, die Haut mit optischen Technologien wie etwa Bildgebung, Optischer Kohärenztomographie oder Laseranalytik zu scannen, um so Hautveränderungen zu entdecken, wird derzeit breit erforscht. In der Praxis ist jedoch bisher nur die visuelle Diagnostik auf Basis eines Dermatoskops, das auf die verdächtigen Hautstellen aufgelegt wird, etabliert. Durch den Kontakt können Diagnosen verfälscht und die Erfassung zeitlicher Veränderungen erschwert werden. Die iToBoS-Forschenden wollen nun die Diagnosepräzision mit Hilfe berührungsloser Bildgebung, die die gesamte Hautoberfläche gleichzeitig erfasst, und individueller Patientendaten erhöhen.
Verknüpfung von Bildgebung und Patientendaten
Der iToBoS-Ganzkörperscanner soll mit optischer Bildgebung und künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet werden, so dass Informationen aus ganz unterschiedlichen Quellen – vom dermatoskopischen Bild bis zur Patientenakte – in die Diagnose einfließen. Dabei sollen auch spezifische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen sowie Lage und Größe der Hautfehlbildung berücksichtigt werden. Das System wertet selbständig die gesamte erfasste Hautoberfläche aus, ermittelt die verdächtigen Hautstellen und führt eine Analyse aller Daten durch.
Außerdem kümmern sich die iToBoS-Partner um den Umgang mit den sensiblen Patientendaten und deren Verschlüsselung. Denn dies ist von großer Bedeutung für die Zulassung und Akzeptanz des neuen Systems am Markt.
Die KI im geplanten Hautkrebsscanner soll nicht nur Hautkrebs diagnostizieren, sondern erstmals auch transparent darlegen, welche Informationen für die Einschätzung des Krankheitsbildes herangezogen wurden. Dadurch kann dann eine umfassendere, auf die Patientin oder den Patienten zugeschnittene Diagnose gestellt werden. Durch regelmäßige Untersuchungen soll das System auch in der Lage sein, die Veränderungen von Muttermalen zuverlässig zu erkennen und zu dokumentieren. Dadurch könnten künftig Hautkrankheiten deutlich früher erkannt werden.
Frühe Erkennung rettet Leben
Je früher Melanome entdeckt werden, desto höher sind die Heilungschancen: Im Frühstadium erkannt, überleben mehr als 90 Prozent der Betroffenen die ersten fünf Jahre nach Behandlungsbeginn. Wird der Krebs erst zu einem späten Zeitpunkt diagnostiziert und hat schon gestreut, überlebt nur rund ein Viertel diese Phase. Ein zuverlässigeres Diagnosesystem kann die Zahl der Hautkrebstoten deutlich verringern, die Gesundheitssysteme entlasten und hat somit eine hohe sozio-ökonomische Relevanz, sind sich die beteiligten Forscher der LUH sicher.
Fokus an der LUH auf Beleuchtungs- und Abbildungssystem
Um den neuen Hautkrebsscanner zu entwickeln, kooperieren insgesamt 19 Partnerorganisationen aus Europa, Asien und Australien, darunter fünf Forschungs- und Hochschuleinrichtungen, zehn Unternehmen, drei Krankenhäuser und eine Patientenorganisation, das MPNE. Koordiniert wird iToBoS von Prof. Dr. Rafael Garcia von der Universität Girona (Spanien).
„In Hannover konzentrieren wir uns auf die Entwicklung des Beleuchtungs- und Abbildungssystems, das insbesondere abstimmbare Optiken für die Bildgebung einsetzt“, sagt Prof. Dr. Bernhard Roth, Leiter des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien (HOT) an der LUH. Bereits seit vielen Jahren forscht Roth zur optischen Detektion von Hautkrankheiten. Diese Erfahrungen bringt er nun in dem neuen Projekt ein. Maßgeblich unterstützt wird er dabei von zwei Wissenschaftlern am HOT, Lennart Jütte und Gaurav Sharma, die beide an ihrer Promotion arbeiten.