Mit dem Erlass einer Impfverordnung hat die Bundesregierung festgelegt, dass Krebspatient*innen zur Gruppe mit der dritthöchsten Priorität  gehören (es sei denn, sie fallen aus anderen Gründen in Gruppe 1 oder 2). Der Krebsinformationsdienst liefert dazu Informationen.

Update: Neue Einstufung von Krebspatienten bei der Impfpriorisierung

Einen schnelleren Zugang zur Coronaimpfung bietet die am 8. Februar 2021 geänderte Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV). Mehr dazu in diesem Artikel: Schnellerer Zugang zur Coronaimpfung für bestimmte Krebspatienten

Hintergründe zur Einstufung von Krebspatient*innen in die dritte Kategorie

18.12.2020: Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums erläutert die Hintergründe zur Einstufung von Krebspatient*innen in die dritte Kategorie: „Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ist bei Krebspatient*innen sehr differenziert zu betrachten. Denn Faktoren wie Krebsart, Erkrankungssituation, erforderliche Therapie und Begleiterkrankungen sowie weitere Risiken, wie Alter oder Rauchen, spielen eine wichtige Rolle. Eine pauschale Einstufung ist daher nicht möglich. Wir empfehlen Betroffenen ihre behandelnden Ärzte um eine Einschätzung zu bitten“, so Weg-Remers. Sie ergänzt: „Bei starker Immununterdrückung, beispielsweise durch eine hochdosierte Chemotherapie, ist eine Impfung eines Krebspatienten unter Umständen nicht möglich. Dann kann es sinnvoll sein, das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, indem sich nahe Angehörige bzw. allgemein Personen, die im gleichen Haushalt leben, impfen lassen.“

Wie funktioniert der Impfstoff?

Spritze und TablettenFoto: nep, „Virus“

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Der zur SARS-CoV-19-Impfung verwendete mRNA-Impfstoff basiert auf einer noch jungen Technologie: „mRNA“ bedeutet Boten-RNA und ist eine einzelsträngige Ribonukleinsäure. Sie ist bei bestimmten Virentypen Träger der Erbinformation, in diesem Fall enthält es die Baupläne für das Oberflächenprotein des SARS-CoV-19-Virus.

Durch die Impfung wird diese genetische Information in die Körperzellen eingeschleust und dort abgelesen. Ähnlich der Infektion mit einem Virus, beginnt die Zelle nach dem Bauplan der mRNA mit der Produktion von Proteinen, die als Antigene dem Immunsystem präsentiert werden und eine Immunantwort auslösen, indem Abwehrstoffe dagegen gebildet werden. Bei einem späteren Kontakt mit dem SARS-CoV-19-Virus erkennt das Immunsystem die Oberflächenstruktur und kann das Virus bekämpfen.

Da es sich nur um einzelne Proteine handelt, die von den Zellen hergestellt werden, ist mit dieser Methode keinerlei Infektionsrisiko vorhanden. Die Effizienz des Impfstoffes, die sog. Schutzwirkung, liegt mit mehr als 90 Prozent hoch. Während der Testphase wurden leichte Nebenwirkungen, wie z.B. Müdigkeit oder Muskel-, Gelenkschmerzen sowie Schmerzen an der Einstichstelle festgestellt. Seit Beginn der Impfungen in Großbritannien wurden auch ganz seltene allergische Reaktionen berichtet.

Können mRNA-Impfstoffe das Erbgut verändern?

Die Immunisierung mit mRNA-Impfstoffen ist begrenzt auf die Körper- bzw. Muskelzellen im Bereich der Anwendung (Einstichstelle). Es handelt sich bei mRNA um ein Botenmolekül, das nicht in die DNA einer Zelle eingebaut werden kann und vom Körper abgebaut wird. Eine Veränderung des Erbguts, d.h. eine Beeinträchtigung der Keimzellen (Eizellen bzw. Spermien), kann damit nicht stattfinden.

Bei jeder durchgemachten Erkältung hat der Erkältungsvirus ebenfalls mRNA in menschliche Zellen eingebracht um sich zu vermehren, ganz ohne das Erbgut zu verändern. Wichtig zu wissen: Die Impfstoff-mRNA wird in den Körperzellen nach kurzer Zeit wieder abgebaut. Sie wird nicht in die eigentliche Erbinformation (DNA) umgewandelt und auch nicht in die menschliche DNA eingebaut. Mit einer ähnlichen Strategie werden seit längerem auch Tumor-Impfstoffe entwickelt.

BioNTech forscht schon länger an Krebsimpfung gegen das Melanom

Der Hersteller der ersten in Deutschland zugelassenen Impfung BioNTech forscht schon seit Längerem daran, mit dieser Methode eines Tages gegen das Melanom impfen zu können. Hier ein aktueller Fachartikel aus der Zeitschrift Nature: An RNA vaccine drives immunity in checkpoint-inhibitor-treated melanoma – PubMed (nih.gov)

Über ihre Forschung zu neuen Krebstherapien sagen die Forscher:

„Als wir 2008 BioNTech gründeten, haben wir uns eine grundlegende Frage gestellt: Wenn der Tumor jedes Patienten einzigartig ist, warum behandeln wir dann alle Patienten gleich? Wir haben ein immenses Potenzial darin gesehen, uns das einzigartige Profil eines Tumors zu Nutze zu machen. Ziel war es, das Immunsystem des Patienten in die Lage zu versetzen, die spezifischen Krebszellen zu lokalisieren, sie zu adressieren und den Tumor anzugreifen. Wir haben BioNTech gegründet, weil wir Schlüsseltechnologien weiterentwickeln, die richtigen Leute zusammenbringen und unsere Vision für die Zukunft der Krebsmedizin verwirklichen wollen.“
Prof. Dr. med. Ugur Sahin, CEO

Und sie haben unter dem Punkt „Patientenressourcen“ sogar zu unserer Webseite verlinkt: https://biontech.de/de/for-patients/informationen-links#resources

Sie haben Fragen zur Corona-Impfung?

Die Ärztinnen und Ärzte beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums verfügen über den aktuellen Kenntnisstand und stehen für Fragen zum COVID-19-Impfstoff täglich kostenlos zur Verfügung.

Sie erreichen den Krebsinformationsdienst:

am Telefon täglich von 8 bis 20 Uhr kostenlos unter 0800 – 420 30 40
per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de (datensicheres Kontaktformular)

Quelle: Eigene Recherchen/Pressemitteilung des DKI: Erste COVID-19-Impfstoffe kurz vor der Zulassung in Deutschland – krebsinformationsdienst.de

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