Als Patientenvertreter auf dem ESMO-Kongress in Berlin
Der ESMO-Kongress 2025 vom 17. bis 21. Oktober 2025 in Berlin galt dem Austausch über neueste Forschungsergebnisse, klinische Entwicklungen und Versorgungskonzepte rund um Krebs. Wir waren dabei!
Unter 35.000 Besuchern (!) auf dem ESMO-Kongress 2025 nahmen wir Patientenvertreterinnen und -vertreter am sogenannten Patient Advocacy Track teil – einem eigenen Programmteil, der den Austausch zwischen Betroffenen, Fachleuten und Forschenden fördert. Dort brachten wir die Patientenperspektive in zu Themen wie Lebensqualität, Zugang zu Therapien und Beteiligung von Patientinnen und Patienten in der Forschung ein. Gleichzeitig vernetzten wir uns mit anderen deutschen und internationalen Patientengruppen.

Veranstalter ist die European Society for Medical Oncology (ESMO), eine führende onkologische Fachgesellschaft mit internationaler Ausrichtung, die ihr 50jähriges Bestehen feierte.
Immuntherapie früher beenden – und trotzdem wirksam: Die Safe-Stop-Studie
Ein aus Patientensicht wichtiger Vortrag kam von Dr. Astrid van der Veldt, Erasmus Medical Center, Rotterdam, die die Ergebnisse der Safe-Stop-Studie zum frühzeitigen Absetzen der Immuntherapie bei metastasierendem Melanom vorstellte. Bemerkenswert ist, dass über 80 % der Patient:innen eine dauerhafte Tumorrückbildung zeigten, trotz frühzeitigem Abbruch der Behandlung z.B. wegen Nebenwirkungen.
Das patientenzentrierte Design der Studie resultierte aus einer engen Zusammenarbeit zwischen dem Erasmus-Team, dem Melanoma Patient Network Europe (MPNE), der niederländischen Melanoma Foundation und Bettina Ryll von MPNE, die bei der Erstellung des Studienprotokolls beriet.
Neoadjuvante Immuntherapie: Vor der OP ist besser
Drei große Studien bestätigten den Vorteil einer Immuntherapie vor der Operation („neoadjuvant“) bei Melanompatient:innen im Stadium III. Aktuelle Analysen aus der Phase-III-Studie NADINA und der Phase-II-Studie SWOG S1801 bestätigen den anhaltenden Nutzen der neoadjuvanten Immun-Checkpoint-Therapie bei Patienten mit resezierbarem Melanom im Stadium III oder IV nach 2 bzw. 3 Jahren Nachbeobachtung. Die Daten sind laut Prof. Teresa Amaral (ICANS, Straßburg, Frankreich) „besonders wichtig, da es in vielen Ländern noch einen gewissen Widerwillen und Hürden gibt, den neoadjuvanten Ansatz in diesem Umfeld zu genehmigen und zu übernehmen.“
Die Phase-III-Studie NADINA hat bereits gezeigt, dass neoadjuvantes Ipilimumab plus Nivolumab, gefolgt von einer Operation und einer ansprechenden adjuvanten Therapie, die 12-monatigen ereignisfreien Überlebensraten (EFS) im Vergleich zu einer Operation mit anschließendem adjuvantem Nivolumab erhöht (N Engl J Med. 2024; 391:1696–1708). Aktualisierte Ergebnisse (n = 423) zeigen 22 % höhere geschätzte 2-Jahres-EFS-Raten von 77,3 % im neoadjuvanten Arm gegenüber 55,7 % im adjuvanten Arm.
Neue Ansätze bei fortgeschrittenem Hellen Hautkrebs
Ermutigende Ergebnisse gab es für das Medikament Daromun bei nicht-operablen Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen, das direkt in die Tumoren gespritzt wird: 58 % bzw. 41 % der Patient:innen sprachen an, bei etwa der Hälfte der Basalzellkrebspatient:innen verschwanden die Tumoren vollständig – bei guter Verträglichkeit.
- Den ganzen ausführlichen Artikel zum ESMO-Kongress 2025 gibt es auf der Webseite des Hautkrebs-Netzwerks Deutschland: https://hautkrebs-netzwerk.de/highlights-und-eindruecke-vom-esmo-kongress-2025-in-berlin/
Fazit
Der ESMO 2025 zeigte: Die Immuntherapie bleibt im Zentrum, doch der Trend geht klar in Richtung neoadjuvanter bzw. peri-operativer Behandlung, individualisierter und patientenfreundlicherer Ansätze – von gezielter Zelltherapie über mikrobiomgestützte Kombinationen bis hin zu Krebsimpfstoffen. Europa steht zugleich vor der Aufgabe, gerechten Zugang zu neuen Therapien für alle Patient:innen sicherzustellen – unabhängig vom Wohnort.
awi





