Mit einem Vortrag zur Grundlagenforschung über Antigen-spezifische Immuntherapie startete der 30. Deutsche Hautkrebskongress – dieses Jahr virtuell aufgrund der Coronakrise. Leider steigt die Zahl der Hautkrebserkrankungen weiter, aber es gibt auch Fortschritte in der Therapie. Ein Trend: Immuntherapie schon in frühen Stadien könnte die Behandlung grundsätzlich ändern.

Beim 30. Deutschen Hautkrebskongress vom 9. bis 12. September 2020 wurden interessante Entwicklungen in der Dermato-Onkologie diskutiert. Es gibt weitere Fortschritte in der Therapie beim Melanom und bei anderen bösartigen Hauttumoren. Neue Behandlungsmöglichkeiten verbessern die Prognose von Melanompatienten in allen Stadien. Die wissenschaftliche Leitung der wichtigsten jährlichen Tagung zum Thema Hautkrebs hat Frau Prof. Dr. med. Carola Berking aus Erlangen.

Immer noch steigt die Zahl der Hautkrebspatienten an. Doch gibt es gute Therapiefortschritte für Hauttumoren in den letzten Jahren vor allem auch in fortgeschrittenen Stadien. Seit einem Jahr ist auch ein PD1-Blocker zur Behandlung des inoperablen, fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinoms der Haut zugelassen. Die Erfahrungen der Hauttumorzentren mit der Wirkung und Nebenwirkung dieser Therapieansätze werden miteinander ausgetauscht.

Es bleibt umstritten, wann, in welcher Sequenz und wie lange die zielgerichtete Therapie mit BRAF-/MEK-Inhibitoren und die Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren eingesetzt werden soll. Hierzu diskutierten Experten kontrovers in einem eigenen Symposium zu diesem Thema. Ein Artikel über den Verlauf des Kongresses ist in Arbeit.

Melanomtherapie im Umbruch

Die Immun-Checkpoint-Blockade mit PD1- und CTLA4-Antikörpern hat sich in der Therapie des metastasierten Melanoms fest etabliert und die mittlerweile vorliegenden 5-Jahres-Überlebensdaten aus klinischen Studien zeigen, dass 40-50 % der damit behandelten Patienten langfristig auf die Behandlung gut ansprechen.

Inzwischen werden die PD1-Inhibitoren bereits beim ersten Auftreten von regionären Lymphknotenmetastasen unmittelbar nach deren operativen Entfernung eingesetzt und über einen Zeitraum von 12 Monaten als adjuvante Therapie empfohlen. Unter dieser Therapie bleiben rund zwei Drittel der Patienten auch noch nach 3 Jahren rückfallfrei.

Erspart eine neoadjuvante Therapie Operationen?

Ganz aktuell wird der noch frühere, neoadjuvante Einsatz der Immun-Checkpoint-Blocker im Stadium der noch nicht operierten Lymphknotenmetastasen diskutiert. Eine viel zitierte Studie aus den Niederlanden konnte nämlich zeigen, dass die kombinierte Gabe von einem PD-1-Antikörper und einem CTLA4-Antikörper nach nur zwei Zyklen zu einer messbaren starken Tumorregression führt, die offensichtlich auch nachhaltig wirkt. Wird damit evtl. die radikale operative Ausräumung der Lymphknoten unnötig? Der Stellenwert dieser neuen immunonkologischen Therapie und der damit sich ändernden Tumorchirurgie wird auf dem Hautkrebskongress ein zentrales Diskussionsthema sein.

Eine rasante Entwicklung gibt es auch bei der sogenannten neoadjuvanten Therapie, bei der Patienten mit Lymphknotenmetastasen vor der Operation eine kombinierte Immuntherapie bekommen. „Hier stellt sich bereits jetzt die Frage, ob dieser Ansatz nicht sogar effektiver ist als die bislang verfolgte adjuvante Strategie“, betont Kongresspräsident Prof. Dr. Erwin Schultz.

Prof. Schultz schränkt aber auch ein: „Nachdem wir beeindruckende Ergebnisse sowohl mit der zielgerichteten Therapie bei B-RAF mutierten Melanomen als auch mit der Immuntherapie erzielt haben, gibt es aber immer noch Raum zur Verbesserung, da weiterhin viele Patienten nicht auf diese Therapien ansprechen.“

Session zu Ernährung und Krebserkrankung

Ernährung und Sport haben in der Onkologie und Immunologie einen bedeutsamen Einfluss auf den
Krankheitsverlauf und die Lebensqualität der Patienten, was wissenschaftlich von Ernährungsmedizinern untersucht und auf dem Hautkrebskongress in einer eigenen Session dazu vorgestellt wird. Den Einleitungsvortrag hielt Anne Wispler vom Hautkrebs-Netzwerk Deutschland zum Thema „Ernährung und Komplementäre Medizin – warum Patienten selbst etwas tun möchten“.

12.9.2020: Online-Forum Hautkrebs für Betroffene

Für den Normalverbraucher gab es am Samstag von 14:00 bis 16:30 ein für alle offenes Online-Forum Hautkrebs.

Ein Vortrag davon ist bereits online abrufbar:

Google & Co. als Patient richtig einsetzen: Im Video erklärt vom MID

Text: ADO -Pressetext (gekürzt)/awi

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