Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben einen immunologischen Impfstoff gegen metastasierenden schwarzen Hautkrebs getestet. Die  klinische Langzeitstudie an der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen wurde als erfolgreich bezeichnet.

Wissenschaftler der FAU haben jetzt die Ergebnisse einer 2002 in Erlangen gestarteten klinischen Studie veröffentlicht. „Zum Einsatz kamen dabei dendritische Zellen, die mittels einer in Erlangen entwickelten Technik in großer Zahl aus dem Blut der Patienten gewonnen und mit speziellen Tumor-Erkennungsmerkmalen beladen wurden. Vor allem die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren, die aktivierte Immunantworten verstärken, ermöglichen heute Überlebenschancen, wie sie vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Doch die Checkpoint-Blockade-Immuntherapie hat sehr starke Nebenwirkungen.

Dendritische Zellen als Impfstoff

Dendritische Zellen steuern die Immunantwort im Körper und aktivieren T-Lymphozyten, die zum Beispiel eingedrungene Mikroben, aber auch Tumorzellen bekämpfen“, erklärt Prof. Dr. Gerold Schuler, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen. „Dafür platzieren sie Erkennungsfragmente der Mikroben oder auch von Tumorzellen auf ihrer Oberfläche. Diese Antigene werden von den Rezeptoren der T-Killerzellen erkannt. Die aktivierten T-Killerzellen vermehren sich dann massiv, schwärmen über das Blut aus und suchen sich ihr Ziel, also durch Mikroben oder durch bösartige Veränderung geschädigte Zellen.“

Geringe Nebenwirkungen

Das Team um PD Dr. Beatrice Schuler-Thurner, Leiterin Experimentelle Immuntherapie an der Erlanger Hautklinik, hat aus dem Blut von Melanom-Patienten vorgereifte und mit zehn tumorspezifischen Antigenen beladene dendritische Zellen gezüchtet, um die Zahl und Wirkung der den Tumor erkennenden T-Zellen im Patienten zu steigern. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden die Patienten zehn Mal mit diesem Medikament geimpft, bei Erfolg wurde die Impfung in halbjährlichen Abständen fortgeführt. Die Ergebnisse stimmen die Mediziner sehr optimistisch: Die Überlebensrate entspricht der einer Therapie mit dem seit 2011 zugelassenen Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab, allerdings mit deutlich geringeren Nebenwirkungen. „Die Strategie, dendritische Zellen – pro Impfung waren es 72 Millionen – mit vielen Tumor-Antigenen über einen langen Zeitraum zu injizieren, haben wir weltweit erstmals angewandt“, sagt Beatrice Schuler-Thurner. „Sie war aus unserer Sicht ausschlaggebend für den klinischen Erfolg.“

Kombination immunologischer Verfahren geplant

Die Forscher arbeiten nun zum einen daran, die Vorteile der unterschiedlichen immunologischen Therapieverfahren miteinander zu verbinden.  Zum anderen haben sie mittlerweile ihre Methodik verfeinert. „Dieser Ansatz wird von uns momentan in einer Studie getestet, an der neun Universitätskliniken in Deutschland beteiligt sind“, sagt Gerold Schuler. „200 Patienten mit einem Aderhautmelanom sollen im Rahmen dieser aufwändigen, von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Studie betreut werden.“

Die Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Twelve-year survival and immune correlates in dendritic cell–vaccinated melanoma patients“ im renommierten Journal of Clinical Investigation veröffentlicht.

Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 
Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse

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