Beim Patienten-Informationstag im Kaiserin-Friedrich-Haus ging es um neue Therapien, richtige Ernährung, Hilfen für Krebskranke und Hautschutz. Nicht zuletzt konnten wir stolz ein wichtiges Datum feiern: Zwanzig Jahre Selbsthilfe Hautkrebs Berlin – von Patienten für Patienten!

Beim diesjährigen Patienten-Informationstag des HTCC am 18. Mai 2018, gemeinsam mit der Berliner Krebsgesellschaft und unserer Selbsthilfegruppe veranstaltet, ging es um viele Fragen, die Angehörige und Betroffene bei Hautkrebs immer wieder stellen, z.B. „Wo finde ich Hilfe in Berlin?“ – „Wie soll ich mich ernähren?“ und „Wie kann ich mich vor weiteren Hautschäden schützen?“.

Die Berliner Krebsgesellschaft – Angebote für Krebskranke und Angehörige

Frau Dr. Kristina Zappel von der Berliner Krebsgesellschaft (BKG) führte kurz in den Nachmittag ein und stellte die patientenorientierten Angebote der BKG kurz vor. So kann man hier z.B. beim sechsköpfigen Team von Psychoonkologen kurzfristig Termine für Einzelgespräche bekommen, auch ohne Überweisung und ebenso für Angehörige. Das Angebot ist in verschiedenen Sprachen wie z.B. Türkisch nutzbar.

Letztes Jahr konnte so rund 700 Ratsuchenden geholfen werden. Ein Fonds für Krebspatienten in unverschuldeter finanzieller Not kann kleine Bedürfnisse decken, und so wurden letztes Jahr ca. 300 Anträge und 80.000 Euro bewilligt. All dies wird aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert.

Neues beim Melanom

Mit Spannung erwartet wurde der Vortrag von Dr. Felix Kiecker, einem der beiden Leiter des Hauttumorzentrums der Charité (HTCC) über „Neues beim Melanom“. Zunächst ging es um die Klärung des Begriffs „adjuvant“. Adjuvant nennt man eine Behandlung, die z.B. nach einer zunächst erfolgreichen Entfernung des Tumors einem möglichen Rückfall vorbeugen soll. (Wikipedia, abgerufen am 2.6.2018: „In der Onkologie bezeichnet der Begriff bei Krebserkrankungen eine Therapie, die nach vollständiger operativer Entfernung aller erkennbaren Tumoranteile angewandt wird, um mögliche, bisher aber noch nicht nachweisbare Tumorabsiedlungen (Mikrometastasen) zu bekämpfen und dadurch die langfristigen Heilungsaussichten zu verbessern.“)

Dr. Felix Kiecker

Das Gesamtüberleben wird verbessert, erklärt Dr. Kiecker vom HTCC.


Gute Ergebnisse liefert die adjuvante Behandlung von Patienten im Stadium III mit der Immuntherapie-Kombination Nivolumab /Ipilimumab. Nach drei Jahren Beobachtung in klinischen Studien hat sich gezeigt, dass die Zahl der Patienten ohne Rückfall signifikant steigt, wenn beide Substanzen gegeben werden. Im Sommer dieses Jahres ist deshalb voraussichtlich mit der Zulassung dieser adjuvanten Kombinationstherapie zu rechnen, davor kann sie von den Onkologen im „Off-Label“-Verfahren bei den Krankenkassen beantragt und in der Regel bezahlt werden.

Neben der Immuntherapie steht die sogenannte „zielgerichtete Therapie“, die ebenfalls in das Immunsystem eingreift. In der sogenannten COMBI-AD-Studie zeichnet sich ab, dass die zielgerichtete adjuvante Therapie mit Dabrafenib/ Trametinib das Risiko für einen Rückfall ebenfalls reduziert. Knapp 60 Prozent der Behandelten sind nach drei Jahren ohne Rückfall geblieben.

Dr. Felix Kiecker

Dr. Felix Kiecker über adjuvante Melanomtherapien

Immer sind Nebenwirkungen möglich, die teilweise nur vorübergehend sind und gut behandelt werden können, in manchen Fällen aber auch zum Abbruch der Therapie zwingen. Es ist ganz wichtig, gemeinsam mit den Ärzten über den richtigen Umgang mit diesen Nebenwirkungen zu sprechen.

Und aus der Erfahrung unserer Selbsthilfegruppe heraus muss dabei leider auch betont werden, dass man sich bei den Ärzten nachdrücklich Gehör verschaffen muss, denn es kommt vor, dass die Nebenwirkungen nicht ernst genug genommen werden. Im schlimmsten Fall kann es dann zu ernsthaften Komplikationen kommen!

Interferon ist generell nicht mehr im Fokus, stellt jedoch für ulzerierte Melanome im Stadium II eine Behandlungsmöglichkeit dar. Zur Entscheidung, ob eine zielgerichtete oder eine Immuntherapie zu bevorzugen ist, gibt es noch nicht genug Daten.

Keine Wunderdiäten bei Krebs

Populäre Krebsdiäten: Übersicht

Populäre sogenannte Krebsdiäten haben leider keine nachweisbaren Effekte. Keine kann aus ernährungswissenschaftlicher Sicht überzeugen.

Frau Dr. Knappe-Drzikova, Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Ernährungsberaterin an der Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie, ging in ihrem Vortrag der Frage nach, ob es eine spezielle „Hautkrebsdiät“, also eine optimale Ernährung für Krebspatienten, gibt? Es wurde deutlich, dass bei allen Bemühungen, sich gesund zu ernähren, natürlich ein veränderter Bedarf des Tumorkranken berücksichtigt werden muss. Dazu gibt es die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN), die auf einer wissenschaftlich fundierten Basis stehen. Der Verlust an Körpergewicht bei Patienten mit Karzinomen ist jedoch von „Mangelernährung“ oder „Mangelversorgung“ zu unterscheiden, die in unserem Land normalerweise nicht vorkommt. Allerdings ist eine gute Versorgung mit Eiweiß für Tumorpatienten besonders wichtig.

Es gibt zahlreiche sogenannte „Krebsdiäten“, die den Anspruch erheben, den Krebs auszuhungern, zu zerstören oder zu heilen. Genannt wurden Rohkostdiäten (z. B. nach Burger), Heilfasten (z. B. nach Buchinger) und die ketogene (zuckerfreie) Diät (z. B. nach Coy), für die keine krebsheilende Wirkung beim Menschen bewiesen ist. Sogar als gefährlich sind vegetarisch vollwertige Kostformen (z. B. nach Gerson) und saft- und eiweißarme Kuren (z. B. nach Breuss) zu bewerten. Keine der genannten Diäten genügt dem Anspruch, evidenzbasiert zu sein.

Das Beste, was ein hiesiger Krebspatient für sich tun kann, ist, auf eine ausgewogene, gute und gesunde Ernährung zu achten und dabei Extreme und Einseitigkeit zu vermeiden. Die Rolle der sog. Nutraceuticals (eine Wortschöpfung aus nutrition und pharmaceutical), also von Lebensmitteln, die besondere tumorbekämpfende Eigenschaften aufweisen sollen, ist dabei sehr komplex und muss noch genauer untersucht werden. Denn auch wenn die Stoffe im Reagenzglas wirken, ist die Wirkung im Körper unzureichend erforscht.

Hautalterung und Hautpflege

Gabor Dobos, junger Assistenzarzt und vielen vom HTCC bekannt, gab einen sehr informativen Überblick zur Hautalterung und zur richtigen Hautpflege, seinem speziellen Forschungsgebiet. Denn nicht nur Sonne und die darin enthaltenen UV-Strahlen schaden der Haut, auch Rauchen, Feinstaub, manche Medikamente wie z.B. Cortison und auch das Alter machen unserem größten Organ zu schaffen.

Erblich bedingt und nicht zu vermeiden sind dabei Hauterscheinungen wie feine Falten, helle Farbe oder Trockenheit. Vermeidbar jedoch sind die Schäden, die durch UV-Strahlen entstehen, wie etwa tiefe Falten, ungleichmäßige Pigmentierung oder gar Hautkrebs.

Eine gute Regel zum Lichtschutz bietet folgendes ABC:

  • A: Ausweichen – also von 11:00 bis 15:00 Uhr besser nicht in die Sonne gehen.
  • B: Bekleidung – Langärmig und mit Hut ist gut. Die Sonnenbrille, am besten mit geprüftem UV-Schutz, nicht vergessen.
  • C wie Cremen kommt zum Schluss und sollte zweimal hintereinander erfolgen.

Bei der Hautpflege sollte man auf unparfümierte Cremes setzen, die z.B. Harnstoff enthalten. Eher ungünstig sind ölbasierte Pflegemittel, denn sie können die Haut austrocknen.

Seit zwanzig Jahren für Patienten da: Die „Selbsthilfe Hautkrebs Berlin“

Folie "Was ist Selbsthilfe"

Die vielfältigen Angebote und Aspekte der Selbsthilfe

1998 initierten mehrere Patienten an der Hautklinik der Charité den Austausch von und für Hautkrebsbetroffene, die Selbsthilfe Hautkrebs Berlin war geboren. Die Gründerin, Renate Ehmke, hatte eine Melanom-OP und die Entfernung zahlreicher Lymphknoten überstanden. Bald organisierte sie nach dem Vorbild anderer Selbsthilfegruppen monatliche Treffen in der Hautklinik und Fachvorträge mit Medizinern und anderen Experten. Seit zwanzig Jahren leisten wir damit einen wichtigen Beitrag zur Patientenkompetenz. Daneben arbeiten wir in Gremien wie beispielsweise den Leitlinien-Kommissionen oder bei der Zertifizierung der Tumorzentren mit und kooperieren mit anderen Selbsthilfegruppen, um die Versorgung und Information der Betroffenen besser zu machen und uns gegenseitig zu stärken und zu stützen.

Selbsthilfegruppen sind so vielfältig wie die Menschen, die sich in ihnen zusammentun. Aber eines ist uns gemeinsam: Wir glauben daran, dass es besser ist, sein Patientenschicksal selbst in die Hand zu nehmen, sich gegenseitig zu informieren und zu unterstützen und damit aktiv zur Heilung beizutragen.

Vortrag zum hellen Hautkrebs musste verschoben werden

Leider musste der angekündigte Vortrag „Bewährtes und Neues zum hellen Hautkrebs“ von Dr. Claas Ulrich vom HTCC zu dieser Gelegenheit ausfallen. Er wird jedoch bei einem unserer nächsten Treffen, also an einem der nächsten ersten Dienstage im Monat nachgeholt. Den endgültigen Termin erfahren Interessierte am einfachsten über unseren Newsletter oder auf der Webseite unter „Termine“.

Anne Wispler

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